Seitdem viele Bürger in den Jahren nach 1965 dem zweifellos ruhigeren Wohnen und Leben auf dem Lande in dörflicher Umgebung den Vorzug gaben, war für Hauenhorst und Catenhorn der Zeitpunkt gekommen, seinen Dornröschenschlaf zu beenden und den zukünftigen Neubürgern zu zeigen, was in den Ortsteilen steckte. Es galt, neben der bisherigen Iändlichen Beschaulichkeit und verträumten Idylle einen weiteren Akzent zu setzen, kurz- den Gemeindeteilen Hauenhorst/Catenhorn ein Image der Fortschrittlichkeit und einer neuen Selbstwertschätzung zu geben. So etablierte sich nach mehreren Bürgerversammlungen, die sich mit diesem Thema befaßt hatten, im Jahre 1971 eine neunköpfige Gruppe um das heutige Ratsmitglied Heinz Hagemeier. Dieses Verschönerungskomitee bestand aus Hauenhorster Bürgern aller Berufs- und Altersstufen, bezeichnete sich als “Aktionskomitee: Unser Dorf soll schöner werden” und stellte sich gleich zu Beginn die nicht leichte Aufgabe, den Ort auf den Kreiswettbewerb gleichen Namens vorzubereiten und zum größtmöglichen Erfolg zu führen. Natürlich war aller Anfang schwer. Mitleidiges Lächeln und stirnrunzelndes Kopfschütteln der “Paohlbürger” begleitete das “Fähnlein der 9 Aufrechten”, wenn es sich nach Feierabend oder an Samstagen an irgendeiner Stelle des Dorfes zusammenfand, um diese mit Hacke und Spaten, Beil und Säge, Trecker und Wagen von Müll und Gestrüpp zu säubern, Pflaster zu legen und mit Bäumen, Sträuchern und Blumen zu bepflanzen. Es gab viele Ecken und Winkel, die es wert waren, dermaßen instandgesetzt zu werden, denn Hauenhorst und Catenhorn waren und sind auch noch heute reich an natürlichen Wegrainen und Waldwinkeln. Wo nichts neu zu pflanzen war, wurde zumindest eine Bank oder ein (selbstgebauter) Blumenkübel aufgestellt oder eine vorhandene Grünanlage gepflegt.
Das alles ging natürlich nur nach Absprache mit der damals noch zuständigen “Amtsverwaltung Rheine”, welche fast immer mit wohlwollender Zustimmung reagierte und manchmal auch mit bescheidener finanzieller Hilfe ihr Einverständnis zu den einzelnen Aktionen signalisierte. Die anfänglich ablehnende Zurückhaltung der Bürger wich langsam aber stetig wachsendem, neugierigem Interesse, wie es wohl weitergehen würde mit den “paar Leuten, die unbedingt was Neues” anfangen wollten. Und es ging weiter. Die Verantwortlichen des Aktionskomitees verstanden es, die Einwohner behutsam und allmählich für die Belange einer Bürgerinitiative zu begeistern. die sich die Steigerung des Wohnwertes für die Gemeinschaft zur Aufgabe gemacht hatte. So wurden von namhaften Experten Vorträge über Gartenanlage und Pflege gehalten, ein jährlicher Vorgartenwettbewerb durchgeführt, eine Sperrmüllaktion organisiert und ein weithin sichtbarer, beleuchteter Weihnachtsbaum im Dezember in der Dorfmitte aufgestellt.
Die geplante Neugliederung, die Rheine links und rechts der Ems zusammenschließen sollte, war für das Aktionskomitee Anlaß, an den Hauptstraßen in wochenlanger, mühseliger Arbeit vier riesige Findlinge mit dem Schriftzug “Hauenhorst” aufzustellen, verbunden mit einer kleinen Vorpflanzung von Koniferen und Blumenstauden. Ein Wink mit dem Zaunpfahl, Hauenhorst nicht in Vergessenheit geraten zu lassen? – Wer weiß!
So war es schließlich ein erster kleiner Lohn für die ehrenamtliche Tätigkeit des inzwischen zwölfköpfigen Aktionskomitees, daß Hauenhorst in zwei Kreiswettbewerben jeweils den zweiten Platz erringen konnte. Ein besonderes Kapitel schlug man beim Aktionskomitee mit der Ausrichtung der “Kutschensternfahrt des Kreises Steinfurt” auf die seit Beginn im Jahre 1971 unter der Schirmherrschaft von Herrn Kreisdirektor Dr. Schmiese stand und aus kleinsten Anfängen inzwischen zu einem wichtigen und weithin bekannten reiterlichen Ereignis und zu einem Treffpunkt für Pferdesportfreunde aus dem Kreisgebiet geworden war. Alle diese eifrigen Aktivitäten hinterließen natürlich im Dorf ihre positiven Spuren. Die Bürger erkannten: Hier tut man was für unser Dorf, und nahmen inzwischen regen Anteil an den Leistungen der zwölf Männer. Die Eigeninitiative der Haus- und Gartenbesitzer bekam neue Impulse, was sich durchweg günstig auf Gestaltung und Pflege der Vorgärten und Grundstücke auswirkte.
Die Anforderungen an das Aktionskomitee stiegen. Im Kreise der Mitglieder wurde beraten, wie sowohl die erhöhten Leistungsansprüche als auch die rechtlichen Grundlagen einer solchen “Arbeitsgemeinschaft” in Zukunft zum Wohl des Dorfes noch besser erfüllt könnten. Der Beschluß, das Aktionskomitee aufzulösen und einen Heimatverein zu gründen fiel daher nicht besonders schwer. Die Aufgaben und Ziele des Komitees sollten in der bisherigen Art und Weise fortgeführt werden. Als äußere Manifestation dieses Beschlusses nannte sich der im Dezember 1975 gegründete Verein: Heimatverein Hauenhorst/Catenhorn “Unser Dorf soll schöner werden.” Daß der Boden für die Gründung eines derartigen Vereins wohl vorbereitet war, zeigte sich an der Tatsache, daß bei der Gründungsversammlung bereits 56 Mitglieder verzeichnet wurden. Die Versammlung wählte einige ehemalige Mitglieder des aufgelösten Aktionskomitees in den Vorstand, die durch die bisherige Arbeit zur Führung des Vereins geeignet schienen. Das Amt des 1. und 2. Vorsitzenden bekleideten seitdem Josef Galle und Heinz Hagemeier, Kassierer war Wilhelm Janning, und als Schriftführer fungierte zu Beginn Volkmar Thiede” dann Fritz Bürgermeister.
Um dem stark erweiterten Aufgabengebiet eines Heimatvereins besser entsprechen zu können, wurden im erweiterten Vorstand spezielle Arbeitsgruppen gebildet. So war Bernhard Laackman sen. zuständig für Verschönerungsaktionen, Theo Glösekötter verantwortlich für die Kutschensternfahrt, und Roswitha Kubelka löste Dieter Kleine-Frauns auf dem Gebiet des Vorgartenwettbewerbs ab. Für die Erfassung der Hauenhorster und Catenhorner Historie gab es prominente Bürger. Auch ein Hauenhorster/Catenhorner war dabei: Heinrich Mevenkamp. Bei uns tat es Rektor Josef Düttmann, bei ihm war die Geschichte unserer engsten Heimat in guten Händen.
Dem Gründungsjahr 1975 folgten bisher drei Jahre stärksten Mitgliederzuwachses. Stolz konnte der Heimatverein auf diese Zahl sein: Nach dreieinhalb Jahren waren mehr als 280 Bürger Mitglied im Heimatverein geworden. Diese Zahl bedeutete für einen jungen Verein nicht nur Ansporn, sondern auch Verpflichtung, denn mit der Zahl der Mitglieder ist auch die Qualität der Anforderungen gewachsen. Daß der Heimatverein nicht nur die bisherigen Aufgaben und Pflichten übernahm, sondern zusätzlich von den Mitgliedern erwartete Veranstaltungen geselliger und kultureller Art anbieten konnte, war u. a. auch ein Verdienst des Organisators Volkmar Thiede. So wechselten Dorfabende, Volksmusik und -tanz, Pflege der plattdeutschen Mundart, Wanderungen, Fahrradtouren, Bus- und Besichtigungsfahrten miteinander ab und gestalteten so ein abwechslungsreiches Jahresprogramm, das bemüht war, für jeden Geschmack das Richtige zu bieten.
Jedoch bedürfen Anregungen und Pläne zur Verwirklichung der tatkräftigen ideellen “Rückenstärkung” und materiellen Mithilfe durch Mitglieder, Freunde und Gönner. Leistungen, zu denen unsere Nachbarvereine Jahre und Jahrzehnte benötigten, in wenigen Jahren nachvollziehen zu können, maßten wir uns nicht an. Darum schauen wir auch neidlos und voll Achtung auf die anderen Vereine, die sich ihre “Geschichte” und “Geschichten” bereits erworben haben.
Der Heimatverein Hauenhorst/Catenhorn e. V. ist willens, durch sein Wirken eigene Geschichte zu machen. Die Aussichten dafür sind gut.
Josef Galle